2023-02-15: News
Wir sind Schweizer:
Martin Kuser
Martin Kuser, Betriebsmechaniker Produktion und Infrastruktur, stellt sich in vielen Höhenlagen den Herausforderungen. Seine Schilderungen sind spannend und lehrreich zugleich.
Bald nachdem Martin 1985 seine Lehre zum Maschinenmechaniker abgeschlossen und erste Erfahrungen bei einer temporären Anstellung gesammelt hat, zog es ihn in die Welt hinaus. Fünf Jahre verbrachte er für namhafte Unternehmen wie z. B. Metabo und Bosch auf Montage in Europa. Die sehr selbstständige Arbeit – das Imprägnieren von elektrischen Wicklungen verschiedenster Maschinen – hat früh seinen Erfahrungsrucksack gefüllt. Es folgte eine dreimonatige Kanadareise, bevor er als Schichtführer bei Alcatel in der Relaisproduktion tätig wurde.
15 Jahre im Dienst des Schweizer Maschinenparks
Danach begann Martins Beschäftigung bei Schweizer, das ist mittlerweile 15 Jahre her. Dem Thema Unterhalt ist er treu und so sorgt er zuverlässig für reibungslose Maschineneinsätze in der Lackieranlage, der Blechbearbeitung und auch in der Produktion der Sonnenkollektoren. Ein Mann für alle Maschinen! Die stetige technische Entwicklung setzt eine kontinuierliche Martin Interna.jpgWeiterbildung voraus. Selbst die CNC-Fräse hat Martin im Griff, seitdem der hierfür verantwortliche Spezialist pensioniert wurde.
Er schätzt an seiner Arbeit, dass er immer beschäftigt ist. Auch die Möglichkeit, mal das Handbuch herbeizuziehen und über Verbesserungen nachzudenken. Was ansteht, weiss er vorab nie. Dreckige Hände machen ihm nichts aus und Feierabend ist dann, wenn die Maschine wieder läuft. Die Kollegen sind Martin dankbar dafür.
Im reinen Herren-Team vom Unterhalt sind sie zu sechst und haben ein gutes Verhältnis, was zusätzlich zu seiner Zufriedenheit beiträgt. Neben der grossen Liebe zur Technik. Er fühlt sich richtig an seinem Platz und kommt «auch dank der grossen Erfahrung immer ans Ziel».
Als Mensch mit einem wachen, kritischen Geist und breit gefächerten Interessen liegt ihm besonders das Engagement für den Umweltschutz am Herzen: «Hierfür tut Schweizer einiges, das gefällt mir. Potenzial gibt es dennoch.» Die breite Produktpalette mit ihren vielen Eigenproduktionen hält er diesbezüglich für «betriebswirtschaftlich herausfordernd».
Wenn der Berg ruft, ist Vorsicht geboten.
Martins ausgeprägtes Risikobewusstsein findet nicht nur im beruflichen Kontext statt. Auch ausserhalb der Arbeitszeit hinterfragt und bewertet er vorausschauend. Gerade bei der Ausübung seiner aussergewöhnlichen Hobbys muss er stets überprüfen, ob seine Einschätzungen noch stimmig sind. Martins Privatleben verläuft auf den ersten Blick recht «klassisch». Er ist verheiratet, hat zwei erwachsene Töchter, die ältere studiert Medizin, die jüngere ist an der PH. Er wohnt im nahen Stallikon, liest sehr viel und mag es gemütlich.
Aber dann: Die abenteuerliche Höhlenforschung und anspruchsvolle Skitouren haben es ihm angetan. Obwohl er in jüngeren Jahren noch aktiver war, die Strecken weiter und die Berge steiler, zieht es ihn regelmässig und bis zu einer Woche hinauf. Dies stets im Bewusstsein, dass Erfahrung zwar von Bedeutung ist, aber auch Glück eine Rolle spielt. Wie nah man einem Lawinenunglück tatsächlich war, wird man nicht erfahren. Selbst Verschüttungssuchgeräte helfen bedingt. Jedes fünfte Opfer ist bereits verstorben, bevor die Lawine stillsteht. Keine beruhigende Statistik. «Experte pass auf, die Lawine erkennt dich nicht», zitiert er einen alten Profi und beschreibt damit die Unberechenbarkeit der Naturgewalt.
Zwar hegte Martin früher weniger Gedanken an die lauernden Gefahren, es überwog doch die deutlich grössere Routine. Und die sammelte er nicht nur auf Bergtouren. Auch im Berg geht Martin seit Langem auf Entdeckungstour.
Auf der Suche nach Flora, Fauna und eiszeitlichen Zeugnissen
Schon vor 35 Jahren hat er in der Nähe des Säntis eine Höhle entdeckt. Der Zugang war seit Urzeiten bekannt, er ist jedoch als Erster hinter das den Einstieg versperrende Eis durchgedrungen. Gerade hat er sein «Schneeloch» am Zwinglipass wieder besucht.
Auch bei diesem Hobby muss er die Risiken gut einschätzen können. Höhlenforscher sind mindestens zu zweit unterwegs, viel am Seil und für den Notfall mit Decke, Streichhölzern und Wasser ausgerüstet. Der naturgegebene Reiz ist gross. Bei der Frage, warum er sich solchen Gefahren aussetzt, funkeln seine Augen. Sein geologisches Interesse ist gross: «Wir möchten beispielsweise herausfinden, wo wir uns im Berg befinden. Höhlen werden durch Wasser herauskorrodiert. Indem wir unterirdische Wasserläufe und deren Entstehung erforschen, können eiszeitliche Eintiefungen von Tälern nachvollzogen werden», schildert er. Auch für die Fauna schlägt sein Herz. Oft besucht Martin das Hölloch im Muotathal, mit seinen 200 km erforschten Gängen eine der längsten Höhlen in Europa. Dort gibt es sogar Würmer, die auf der Alpennordseite längst ausgestorben sind und sich von der Biomasse im Lehm ernähren. Über 40 Tierarten, darunter auch kleine Krebse, selbst Pilze, sind zu finden. Das begeistert den Hobby-Höhlenforscher.
Die Höhlenrettung leistet unterirdisch Schwerstarbeit.
Seine grosse Erfahrung dient der Speleo-Secours Schweiz. Höhlenrettungsmannschaften gibt es nicht nur in nervenkitzelnden Vorabendserien, sie werden auch in der Schweiz regelmässig zum Einsatz gerufen. Die Speleo-Secours Schweiz ist eine eigene Organisation, deren Tatkraft unter dem Patronat der REGA läuft. Für Situationen, in denen der Heli und seine Crew ohne Unterstützung nichts ausrichten können, hat die REGA Partnerorganisationen. «Wir Helfer werden dann aufgeboten, wenn es in den Untergrund geht, allenfalls auch zusammen mit der Alpinrettung», erklärt er und fügt mit grossem Enthusiasmus hinzu: «Die Speleo-Secours ist selbst bei Einsätzen mit 70-80 Hilfskräften maximal gelebtes Teamwork, wie ich es sonst nirgends erlebt habe. Das ist meine Motivation.»
«In der Höhle gibt es nur den Weg zurück, den man gekommen ist.»
Häufig seien es die Kollegen aus der Höhlenforschung, die gerettet werden müssten. Daher sollte man am besten mindestens zu dritt hinein, so kann einer beim Verletzten die Körperwärme erhalten und der Zweite – über den mühsamen Weg zurück – die REGA rufen. «Der Einsatzleiter der Speleo-Secours trommelt dann die Leute zusammen. Je nach Schwierigkeit kommt eine Erste-Hilfe-Mannschaft mit Arzt oder Rettungssanitäter sowie weiteren Spezialisten. Bis zum Eintreffen der Rettung beim Verletzten kann es schon 8-12 Stunden dauern.» Höhlenrettung – ein spezieller Kick, den muss man mögen.
Fast beruhigend wirkt dagegen, dass Martin sich auch für die Eisenbahn und ihre Bedeutung in der Industriegeschichte interessiert. Der Kollege ist facettenreich. Genauso wie die Tücken der Maschinendefekte, welchen er lösungsorientiert begegnet. Auch hier ist Martin die Idealbesetzung.